Kleiner Grenzverkehr

An der Grenze von Deutschland und Tschechien liegt ein Kleiod für uns fliegenfischer: der Große Regen. Erst seit einem Jahr ist die Strecke bei Bayerisch Eisentein für Gäste zugänglich.

Text und Fotos: Horst Hansen

Das Waldrevier des Großen Regen: eine urige Strecke mit schönen Regenbogenforellen

Es klang einfach zu verführerisch: Fliegenfischen im Großen Regen, an einer Strecke, die erst seit 1995 für Gäste zugänglich ist.
Klar, dass ich kurzentschlossen für diese Reportage an die deutsch/tschechische Grenze nach Bayerisch Eisenstein fuhr. Ich stellte mir vor, dass mich dort obendrein eine intakte, unverfälschte Natur erleben könnte. Diese Hoffnung wurde nicht enttäuscht! So speist sich das Trinkwasser des Ortes aus reinem Bergquellwasser.

Sechs Kilometer Forellenstrecke

Direkt an der Staatsgrenze beginnt das Revier für Gastfischer am Großen Regen. Unterhalb eines Wehres stehen die ersten schönen Forellen. Vom Wehr bachabwärts bis zum Einlauf des Eisensteiner Mühlgrabens ist das Fischen mit allen künstlichen Ködern erlaubt. Die sich daran anschließende, vier Kilometer lange Strecke bis Seebachschleife ist für Fliegenfischer reserviert. Innerhalb dieser Strecke fließt der Große Regen durch ein großartiges Waldgebiet. Umgestürzte Bäume queren den Flusslauf, unterspülte Wurzeln bilden Standplätze und immer wieder bricht sich das Wasser an trotzigen Felsen.
Ein uriges, faszinierendes Fliegenfischen!
Trotz wildbachartiger Passagen stellt dass Fischen keine besonderen Ansprüche an die körperliche Fitness.

Bei normalen Wasserstand ist das Watfischen mit hüfthohen Stiefeln kein Problem. Der Große Regen ist im Schnitt zehn Meter breit und einen halben bis einen Meter tief, also eher ein kleines Gewässer. Für uns Fliegenfischer ist das ein Vorteil: Wir können alle fängigen Stellen problemlos erreichen.
Das Fischen im Wald hat mir besonders gefallen. Auch deswegen, weil ich im Hochsommer dort war, und es ein wahrer Genuss war, im kühlen Schatten auf prächtige Forellen zu fischen.
Was kann der Gast an Fängen erwarten? Pro Tag dürfen drei Fische entnommen werden. Es war für mich kein Problem, das Limit zu erreichen. Alle Bach- und Regenbogenforellen, die ich fing, lagen über dem Schonmaß von 26 cm. Leider ging mir keine der Großen an die Fliege. Aber ausmachen konnte ich manche Kapitale, die gut und gerne drei Pfund auf die Waage gebracht hätte. Ein Tipp: Wenn Sie das Waldrevier befischen, erreichen Sie nach einiger Zeit ein Wehr. An diesem Wehr zweigt ein Mühlgraben bis zur Seebachschleife ab. Dieser zwei bis vier Meter breite Mühlgraben hat einen bemerkenswerten Fischbestand. Doch Achtung: Ein ungeschickter Wurf und die Forellen gehen auf Tauchstation!

Geräte und Fliegen

Passend für den Großen Regen ist eine 5er Rute, 260 cm (8ft.) lang, bestückt mit einer Schwimmschnur. Beim Fischen mit der Trockenfliege benutzt man Vorfächer bis Rutenlänge incl. 16er Spitze.

Beim Nymphenfischen kann es von Vorteil sein, längere Vorfächer (bis drei Meter, ebenfalls 16er Spitze) zu benutzen.
Bringen Sie Ihre üblichen Nymphen (zum Beispiel Goldkopfnymphen) und Trockenfliegen (gut sichtbare und gut schwimmende Muster wie die Buck Cadis) mit: Sie werden damit erfolgreich sein, denn die Forellen sind nicht übermäßig wählerisch. Besonders gängig ist das Streamern mit der Koppenimitation, denn der Große Regen hat einen reichen Koppenbestand. Streamern mit der Koppe á la Roman Moser verführt sogar die scheuen Großforellen. Beim Streamern sollte man fair fischen: widerhaken los und nicht unter 25er Spitze, sonst verangelt man zu viele kleinere Forellen und die Großen reißen sich los.

Schließlich verdient ein so schönes Revier, wie das des Großen Regen bei Bayerisch Eisenstein, eine schonende Befischung: Damit es uns lange erhalten bleibt.

Eine Koppenimitation lockt selbst große Forellen aus der Reserve. Denn der Große Regen hat einen starken Bestand an Koppen.

Der Mühlgraben an der Seebachschleife ist zwar schmal und schwierig zu befischen, aber erstaunlich fischreich.

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