Neues vom Großen Regen

Vor 10 Jahren war Wolfgang Stoltenberg mit seinen Freunden zum ersten Mal am Großen Regen in Bayerisch Eisenstein. Anfang August letzten Jahres zog es sie für acht Tage an den Tatort zurück, und siehe da: Das Revier hat sogar an Reiz gewonnen!.

Fotos: W. Stoltenberg

Wer zum ersten Mal an den Großen Regen kommt, der wird überrascht sein, denn sooooo groß ist der Regen gar nicht, im Gegenteil! Außerdem bietet dieses Gewässer überraschend viel Abwechslung, kernige Fische und urige, naturbelassene Ecken.

Wir hatten gut fünf Stunden lang die Wiesenstrecke stromauf befischt. Zum Abendessen war es noch zu früh, also beschlossen wir, dem oberen Graben noch einen Besuch abzustatten. Die Strömung war recht flott und unsere Arme vom Einstrippen ziemlich lahm.
Nichts lag näher, als gemütlich stromab zu fischen und unseren Ködern, Super Pupa und Wooly Bugger, von der Strömung Leben einhauchen zu lassen.
Einen guten Kilometer fischten wir stromauf und schlenderten dann gemütlich zurück, die Ruten mit der rechten Hand führend, was zur Kontrolle der Fliegen völlig ausreichte. Einige Bisse unterbrachen zwangsläufig unsere Entspannungsübung, denn beide zur Strecke gehörenden Gräben sind ausgezeichnet besetzt.

Nun entschied ich mich doch, die Schnur durch Luftwürfe zu trocknen. Als sie dann ins Wasser fiel, lag das sicher an einer Windböe!

Aber natürlich erkennen diese erfahrenen Fische einen Angler auf hundert Meter und interessieren sich nicht im geringsten für die tödliche Geheimfliege. Erst in der Dämmerung steigen die Chancen, wobei auf die großen Regenbogen Streamer am erfolgversprechendsten sind. Andreas, der uns für drei Tage besuchte, wusste von alledem nichts. Deshalb fing er den attraktivsten Fisch unseres Urlaubs unschuldig mit einer Tungstennymphe auf Sicht direkt am Ufer. Saiblinge sind wahre Schönheiten!

Ein Bomber von Bachsaibling! Der Große Regen verfügt über einen guten Bestand dieser Fische. Wer sie fangen möchte, sollte es mit einem schwarzen Wooly Bugger versuchen, der von Thomas Wölfle in FliFi 3/06 vorgestellt worden ist.

Am Ende des Grabens steht eine Bank, aufseufzend ließ mein Sohn Meik sich darauf sinken und begann im Sitzen mit seiner Sparversion des Czech Nymphing. Ich habe mit Meik schon die tollsten Dinge erlebt, so dass es mich kaum überraschte, als er nach kurzer Zeit einen Fisch drillte. Wie fast immer beim schwarzen Wolly Bugger, war es ein schöner Bachsaibling, den er total relaxed ausdrillte. Allerdings weigerte ich mich zu keschern, so musste er sich dann doch ächzend erheben.

Ein Charakter wie British Columbia

Im Gegensatz zu seinem Namen ist der Große Regen nur selten breiter als sechs Meter, dazu glasklar und lockt mit zahlreichen tiefen Gumpen und Rinnen, die schon beim ersten Blick viel versprechen – und das oft auch halten. Selbst das kurze Stück im Ortsbereich ist sehr naturnah mit Schüttungen großer Felsen gestaltet, die restlichen Fließstrecken sind einfach ein herrliches Naturerlebnis. An einigen Stellen mit umgestürzten Bäumen und Treibholz kam ich mir fast wie in British Columbia vor...

Bei diesem Charakter des Flusses ist das Fischen stromauf mit kurzer Schnur die beste Taktik, die beim Fischen stromab notwendige lange Schnur lässt sich nur selten ausbringen und erst recht nicht sicher kontrollieren. Zudem hatte ich den Eindruck, dass gerade die kapitalen Fische alle gängigen Muster bereits kannten.

Eine schräg stromauf direkt ins Sichtfenster präsentierte, durchaus größere Trockenfliege, Größe 8 bis 10, führte andererseits zu rasanten Bissen. Beim Weg flußab auf dem Uferwanderweg kann man sich schon die besten Stellen merken und eine Taktik zurechtlegen.

Auch am Großen Regen gilt: Mühlgräben haben es in sich! Auch wenn sie landschaftlich nicht so reizvoll sind, sollten Sie hier ruhig einmal fischen, denn besonders die großen Fische stehen gerne in diesen bis zu eineinhalb Meter tiefen Gräben.

Nachmittags jagten in sicherer Entfernung große Bachforellen spektakulär klatschend nach aufsteigenden Köcherfliegen, man sah die Bugwellen der suchenden Fische. An die Grenze unserer Weitwurffähigkeiten gehend, präsentierten wir dort entsprechende Muster, oder in den Büschen hinter uns. Allerdings musste die Fliege direkt vor das Maul geworfen werden, nur dann führte der Futterneid zu explosiven Bissen.

Was Sie sonst noch wissen sollten

Die Strecke ist etwa sechs Kilometer lang, Karten werden begrenzt ausgegeben, so dass man in der Regel den gewählten Abschnitt für sich allein hat. Eine kurze 4er Rute ist an einigen Stellen wünschenswert, mit einer 5er Rute (9 Fuß) ist man jedoch für alle Bedingungen gut gerüstet. Wegen der Hindernisse und der Chance auf eine Kapitale sollte ein 18er Vorfach die Regel sein. Mit Watstiefeln ist man gut gerüstet, erreicht alle guten Plätze, lediglich bei schlechtem Wetter schützt die Wathose besser.

Streamer, Koppe, Sedges, Goldkopfnymphen und CDC gehen gut. Wir hatten besonders viel Erfolg mit Wooly Bugger, schwarz; Super Pupa, gelb und beige; Klinkammer, braun und grün.

Besetzt wird der Größe Regen nur mit Fischbrut, die Ewald Liebl von Eltern aus dem Fluß aus dem Fluß in eigener Fischzucht aufzieht. Die gute Kondition der Fische zeugt davon, dass dieses Konzept richtig ist.

Natürlich gibt es auch Fische in „Alltagsgröße“ (wie diesen Bachsaibling) – doch die machen ja auch Freude

Drei Abschnitte, zwei Mühlgräben

Geteilt wird der Große Regen von zwei Mühlgräben, die dem Bachbett nicht genügend Wasser für eine erfolgversprechende Pirsch lassen. Bis zu eineinhalb Meter tief, sind diese Gräben aber durchaus eine Alternative, da sie teilweise kapitalen Fischen gespickt sind!

Die großen Fische stehen hier tief am Grund, andererseits aber auch unter den überhängenden Pflanzen, so dass man, die Führung variierend, immer mit einem Biss rechnen kann. Besonders abends steigen auch die Größeren – stromauf hat man bestes Wiesenbachfischen mit dicken Überraschungen. An den drei Flussabschnitten sind vor allem die Gumpen hinter Felsen und an den Schwallen bekannt für die üblichen Verdächtigen.

An der Fußgängerbücke, gleich am Gästehaus, hat so ein Schwerverbrecher zuerst im Sprung die Trockenfliege verächtlich wieder ausgespuckt, um zwei Würfe später mein 16er Vorfach im ersten Spurt zu zerreißen. Zwei Tage später, ich ging nicht mehr unter 18er Schnur, raubte er meinen geliebten Wolly Bugger. Dieser Fisch steht jetzt auf meiner Liste – leider ohne Fahndungsfoto.

Schöne Fangfotos kann man dagegen an dem neuen See an der Arberhütte machen. Er ist ziemlich genau halb so groß wie ein Fußballfeld (die WM lässt grüßen...). Natürlich ist es nicht jedermanns Sache, an einem besetzten Teich zu fischen. Auch ich war nicht gerade euphorisch, dachte aber am Ende eines langen Tages, dass man ja nur mal einen Blick darauf werfen könnte. Rein zufällig trug ich meine Rute mit , da die Schnur noch ein wenig trocknen sollte.

Beim Blick ins klare Wasser verschlug es mit den Atem: Drei mindestens 50 Zentimeter große Saiblinge partoullierten zwei Meter vor dem Ufer. Natürlich wollte ich die Schnur nur zum Trocknen auslegen, als ich nervös an der Rute nestelte. Dann erschien eine Rainbow, der sicher nur wenig an 90 Zentimeter fehlten!

Der Große Regen wird mit Brütlingen besetzt, die Ewald Liebl in der eigenen Aufzucht aus Eiern hochzieht.

Im Hotel Grenzwald, das ebenfalls von Ewald Liebl geführt wird, ist man gemütlich untergebracht. Die Küche ist abends frühzeitig aktiv, so dass man anschließend noch den Abendsprung genießen kann. Es sei denn, man testet schon die verschiedenen frisch gezapften Biersorten oder süffigen Weine. Aber mal ehrlich, dafür ist auch noch Zeit, wenn es dunkel ist: Fische müssen ja schwimmen...

Genaueres zum Großen Regen
Gewässer:
6 Kilometer lange Mittelgebirgsbachstrecke mit einer Breite von 5 bis 12 m und einer Tiefe von 0,5 bis 1,5 m, Güteklasse 1
Außerdem noch befischbar ist der Angelteich Arberhütte.
Saison: 15.03. bis 15.11.
Fischbestand: Bachforellen, Bachsaiblinge, Regenbogenforellen, kapitale Exemplare bis 60 cm, Äschen bis 45 cm.
Bestimmungen: Äschen sind ganzjährig geschont.
Preise: 28 Euro pro Tag, ab 3 Tage 25 Euro/Tag und ab 7 Tage 23 Euro/Tag. Da nur eine begrenzte Zahl an Tageskarten ausgegeben wird, ist die Reservierung sinnvoll.
Das Fischen in der Reichanlage Arberhütte ist in diesen Preisen eingeschlossen, ansonsten zahlen Hausgäste für die Tageskarte 5 Euro, Hausgäste mit Halbpension zahlen nur 0,50 Euro.
Buchung und Infos:
Hotel Grenzwald
Hohenzollernstraße 2 + 4
94252 Bayerisch Eisenstein
Tel: 0 99 25/482
Fax: 0 99 25/90 33 33

Wolfgang Stoltenberg mit einer prächtigen Bachforelle. Neben Bachforellen und –saiblingen gibt es im Großen Regen stramme Äschen uns starke Regenbogenforellen.

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